Fred ist ein unkomplizierter Bursche, nicht der aller Größte und schon gar kein Fan von viel Schnickschnack, aber man muss ihn doch gern haben. Lampen zum Beispiel gehören zu den Dingen, die Fred nicht braucht. Sein vorheriger Besitzer hat ihn wohl nie im Dunkeln gefahren. Eine Klingel braucht Fred auch nicht, denn selbst wenn sein Besitzer ihn fuhr, hat er selten Artgenossen getroffen. Fußgänger auch nicht. Aber da es ja sowieso keine Bürgersteige gibt, braucht sich Fred auch nichts mit den theoretischen Fußgängern zu teilen. Die Einzigen, die er trifft, sind überfahrene Eichhörnchen und andere, etwas größere und leider undefinierbare tote Tiere. Fred gefällt also sein Leben. Er brettert die Berge hinunter und kriecht sie wieder hinauf, fliegt über Schlaglöcher und genießt die Aufmerksamkeit: ein Fahrrad ist hier nicht allzu oft gesehen. Deswegen muss der arme Fred auch oft unter diskriminierenden Schildern leiden: no bikes, no bike parking. Oder unter der schlichten Mangel an Plätzen, an denen man ihn in der Theorie abstellen könnte. Hier gibt es nur Parkplätze für Autos. Für viele Autos. Aber nicht für Fahrräder.
Aber Fred ist glücklich, nun in der Garage zu wohnen. Und bald bekommt er Lampen und Satteltaschen aus Deutschland. Dann wird er zum Einkaufen fahren und in die Stadt. Vorher muss er aber noch fleißig trainieren, denn in der Nähe seiner Garage ist absolut nichts außer Wohnhäusern. Zum Einkaufen muss er schon mal 5km fahren. Aber daran gewöhnt sich Fred bestimmt bald. Vorher muss er sich sowieso noch mit den Verkehrsregeln bekannt machen: wer zuerst da ist, darf auch zuerst fahren, nach rechts abbiegen darf man immer... da lebt Fred schon in einem sehr entspannten Land.
Er wird sich auch daran gewöhnen müssen, nicht mehr jede Woche geputzt zu werden wie bei seinem vorigen Besitzer, sondern auch mal dreckige Reifen zu haben. Nun beginnt der Ernst des Lebens. Julias Fahrräder hatten es noch nie einfach.
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