Julia Kuntz
Der sagenumwobene Gebetsraum - 25. Jan 2016
Wenn man noch nie in einem Gebetsraum war, ist er wahrscheinlich schwierig vorzustellen. Und so viele Gelegenheiten sich einen anzuschauen, gibt es auch nicht, denn Gebetsräume sind zwar auf dem Vormarsch, aber immer noch selten – und jeder funktioniert auf seine ganz eigene Weise.
Unser Gebetsraum hier in Kansas ist ein großer Raum mit einer Bühne auf der einen Seite, auf der das Lobpreisteam und der Gebetsleiter untergebracht sind. Im Raum selbst sind Stuhlreihen aufgestellt und auch ein paar Tische; an den Seiten undder Rückwand sind mehrere kleine Nebenräume zugänglich, in die man sich für zusätzliche Gebetstreffen sowie Angebote zum Heilungsgebet oder Prophetischen Dienst zurückziehen kann.
Der Gebetsraum ist 24h am Tag an 7 Tagen die Woche geöffnet und es ist immer ein Musikteam auf der Bühne, um Lobpreis oder Gebet zu leiten. Das wird jeweils in zweistündigen “Sets” gemacht, die sich abwechseln: zwei Stunden Lobpreis, zwei Stunden Fürbitte...und das ohne Unterbrechung!
Jeder Besucher kann im Gebetsraum machen was er will – so lange er keinen anderen stört. Lobpreis machen (die Liedtexte werden auf Bildschirmen angezeigt), in die Fürbitte einsteigen, Hausaufgaben machen, die Bibel oder andere Bücher lesen, Malen, Stricken, Tanzen, für andere beten...was auch immer man in Gottes Gegenwart tun möchte. Bis auf das Stricken und Tanzen habe ich das auch alles schon gemacht ;-) Wenngleich es nicht immer leicht ist, einen Platz an einem Tisch zu ergattern um zu „arbeiten“, denn je nach Tageszeit kann es ganz schön voll werden!
Als Christ finde ich es unheimlich toll, zu allen Tages-und Nachtzeiten einfach durch die Tür laufen zu können und in Lobpreis und Gebet einsteigen zu können! Solch ein Geschenk!
Im ersten Semester hatten wir als Teil unseres Kurrikulums 14 verpflichtende Stunden im Gebetsraum und das war für mich doch eine Umstellung. Ich war es aus Cebu gewöhnt, jeden Tag im Gebetsraum zu sein, aber davon immer die Hälfte der Zeit aktiv in einem Team: entweder als Sänger, Gebetsleiter oder ab und zu mal am Keyboard. Hier musste ich mich selbst beschäftigen, konnte aussuchen ob ich mitbete oder für mich alleine bete – und damit waren 4h am Tag am Anfang ganz schön lang. Aber seitdem ich mich daran gewöhnt habe, fühlt sich alles unter 4h zu kurz an!
Das Gebetshaus wurde am 19. September 1999 offiziell eröffnet – was vorher gemeinsame Gebetstreffen waren, startete nun als 24/7. Ununterbrochener Lobpreis und Gebet, nach dem Vorbild von Davids Stiftshütte (1. Chroniken 9). Mittlerweile ist das Gebetshaus, das Mike Bickle gegründet hat viel mehr als nur ein Gebetsraum und schon fast eine Missionsorganisation: es gibt unglaublich viele Dienste, die daraus gewachsen sind. Evangelisation, Essensausgaben, Dienste unter Drogenabhängigen, Obdachlosen, Prostituierten, Initiativen gegen Menschenhandel und nebenbei auch noch die Universität, auf die ich gehe.
Es gibt hier keinen Mitarbeiter, der nur im Gebetsraum ist – wer sich im Gebet mit Gott eins macht und sich so viel mit dem beschäftigt was Er fühlt, will das auch praktisch umsetzen. Deswegen ist Gebet immer die beste Grundlage für jede Gemeinde und jede Missionsaktion ;-)