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  • AutorenbildJulia Kuntz

Die Herausforderung des Missionarslebens

Eine Frage, die mir häufig gestellt wird klingt ungefähr so: "Warum gehst du nicht wohin, wo sie dich auch bezahlen?" Funfact: die meisten Missionare leben von Spenden - entweder werden sie von ihrer Gemeinde versorgt oder haben ihren eigenen Spenderkreis aus Einzelpersonen. Die meisten Missionsorganisationen leiten nur die Spenden der Missionare an sie weiter. Das heißt für uns Missionare: einen Unterstützerkreis aufbauen.


Aha. Und wie macht man das? Auch wenn wir alle einen brauchen, kriegt man das dann doch nicht so einfach beigebracht. Man muss auch erst mal andere Missionare treffen, um sich mit ihnen darüber austauschen zu können. Bücher zu diesem Thema gibt es nur wenige und sie kamen auch erst in den letzten Jahren vermehrt auf den Markt.

Ich habe mich bis zu diesem Jahr einfach irgendwie durchgewurschtelt: mit wenig zurecht kommen können, immer zum Arbeiten zurück kommen und ansparen, in dritte-Welt-Ländern mit günstigem Wechselkurs leben und... seine Freunde einfach ansprechen. #freestyle Das hat auch irgendwie funktioniert - denn ich habe sehr tolle Freunde.

Aber irgedwann ist "irgendwie funktionieren" auch nicht mehr so funktional, denn wer langfristig auf dem Missionsfeld bleiben will, braucht ein geregeltes Einkommen. Flüge, Visa, Miete, Rente, Versicherungen...so anders als in Deutschland ist es dann auch nicht.


Andere Leute um Geld bitten - nicht meine liebste Beschäftigung. Wenn ich mich für dieses Leben entschieden habe, sollte ich mich dann nicht selbst versorgen können? Wie kann ich das rechtfertigen - vor mir selbst und anderen? Das Tabu-Thema ansprechen, um finanzielle Hilfe bitten und das für eine Arbeit, die man immer erst erklären muss und die dann trotzdem noch schwer zu verstehen ist. Es war mein persönlicher Goliath, der sich da vor mir auftürmte.

Und ich fühlte mich nicht mal annähernd so mutig wie David. Ich war auch nicht überzeugt, dass man mit einer Steinschleuder Riesen erlegen kann. Meine Zielfertigkeit ist auch nicht sonderlich ausgeprägt.

Also habe ich mir ein dickes, amerikanisches Arbeitsbuch zu dem Thema gekauft. Und gelesen. Habe mich sehr überfordert gefühlt. Mich dann doch davor drücken wollen. Und musste erstmal alles an die deutsche Kultur anpassen.

Der Grundgedanke: Sich von anderen aussenden und befähigen lassen, Gottes Reich zu bauen ist ein grundlegend biblisches Konzept. Ich darf das. Gott hat sich das so ausgedacht. Das ist richtig so. Das zu verstehen war heilender Balsam auf meiner Seele. Sowohl im Alten als auch im Neuen Testament ist das die Gott-gegebene Norm. Wir machen es heute nur einfach kaum noch.

Die Herangehensweise: einfach offen kommunizieren und mal fragen. Kann ja jeder selbst entscheiden, ob er geben möchte oder nicht. Einen Brief schreiben um die Leute darauf vorzubereiten, dass man sie treffen möchte um seine Arbeit vorzustellen und "die Frage" zu stellen. Und sich dann treffen.



Was sich im Buch so einfach und klar angehört hat, war in der Realität natürlich viel komplizierter und aufregender. Termine finden, verschieben. Das Gebetshaus erklären und erklären, dass man nicht in einem arbeitet, sondern welche baut. Aber auch nicht direkt, denn man bildet die Leute dafür aus. #kompliezerteralsgedacht

Was mich am meisten überrascht hat: all die Fragen zur amerikanischen Kultur und warum die Amerikaner Trump gewählt haben. All das gehört für mich zum Alltag und "guckt sich weg", nahm aber am Ende meist den Großteil des Gespräches ein. (Darauf hat mich das amerikanische Buch natürlich nicht vorbereitet.)


Und am Ende kam, wie es eben so kommt: ich tat meinen kleinen Teil und schrieb die Leute an. Und dann tat Gott seinen Teil und legte es den Leuten aufs Herz zu geben. Und das auch so einigen, die ich gar nicht gefragt hatte. Oder gar nicht so richtig kenne. Verrückt!

Ich komme mir vor wie ein kleines Kind, das mit seinem Vater zusammen etwas baut und am Ende des Tages vollkommen erschöpft ist, obwohl der Vater die eigentliche Arbeit gemacht hat. Während das Kind zwischen den Beinen herumwuselte.


Ich bin dankbar für die Zeit des Unterstützerkreis-Ausbaus. Vor Goliath nicht länger davongelaufen zu sein, sondern mich meinen Ängsten und Unsicherheiten gestellt zu haben. Immer und immer wieder. Das hat mich viel gelehrt.

Und ich bin dankbar für all die vielfältigen Gespräche und all diese unterschiedlichen Menschen - Freunde und Fremde, aber am Ende Geschwister im Herrn. Die Großzügigkeit anderer im eigenen Leben zu spüren ist nicht nur bewegend sondern auch bestärkend. Ermutigend. Ein Zeichen, dass man sich nicht alleine raus in die weite Welt wagt, sondern dass andere auch mitgehen.

Ich bin dankbar, weil es am Ende einfach nur Gottes Gnade war, die alles vollbracht hat. Nicht meine Eloquenz oder Überzeugungskunst. Und irgendwie ist mir das auch lieber so.

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