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  • AutorenbildJulia Kuntz

Über den Teich - 5. Aug 2015

Wie ein bepackter Esel stand ich also mal wieder in der Küche: 6kg Laptoptasche, 4kg Gitarre, 9kg Handgepäck und ein 23kg schwerer Koffer. Mal ganz zu Schweigen von der Nervosität.


War ich am 8 Uhr noch frisch geduscht, dann um 12 Uhr am Flughafen eher klatsch nass geschwitzt, denn mit diesem Berg aus Zeug durch diese Massen aus Urlaubern zu jagen, um noch rechtzeitig zum Check-in und die Sicherheitskontrollen zu kommen, ist alles andere als entspannend. Gott sei Dank stellte sich meine Fahrerin mir nicht nur zum Fahren, sondern auch zum Gepäcktragen und Beistand leisten zur Verfügung. Und siehe da, die Nervosität wegen meines Übergepäcks war vollkommen unnötig, denn Gott sei Dank konnte ich meine Gitarre als Handgepäck mitnehmen. Einfach so :-)

Und sich durch diese Menschenmassen zu kämpfen - nie wieder fliege ich in der Urlaubszeit! - hat sich auch nicht gelohnt, denn mein Flug hatte sowieso eine Stunde Verspätung.

Im Flugzeug stellte sich heraus, dass ich mich auch umsonst geärgert habe, dass der Online Check-In nicht funktioniert hatte, denn ich hatte Gott sei Dank einen Notausgangsplatz mit Beinfreiheit bekommen! So waren 8 Stunden Flug auch gar nicht so schlimm - bis auf die Filmauswahl. Condor stellt geschlagene 3 Filme zur Verfügung. Einer davon: die Sesamstraße.

Dafür habe ich dieses Gute-Laune Album hier entdeckt: Christophe Mae - Je veux du bonheur, wenn ich auch nichts verstehe ;-)


In Providence, der kleinen Hauptstadt des ebenso kleinen amerikanischen Staates Rhode Island (der gar keine Insel ist), kam ich dann ganz entspannt an. Entspannt habe ich dann auch anderthalb Stunden in der Schlange zur Immigration gewartet. Man könnte meinen, es würde so lange dauern, weil wir ja alle potentielle Terroristen sind. Aber: es lag einfach nur daran, dass die Officers sehr nett waren.


Ryan: „Wo wollen Sie denn hin?“

„Ach, an eine Bibelschule? Das ist ja toll! Sind sie schon aufgeregt?“

„Mein Sohn geht jetzt zu einem Seminary in Rom um katholischer Priester zu werden.“

„Ich weiß jetzt nicht wie ich sie hier eintragen soll. Ich frage mal Rick.“

Rick: „Was machen sie denn für einen Abschluss? Ein Diplom? Achso, dann haben Sie sowas wie die Piloten, die haben ja auch keinen Master sondern irgendein Zertifikat...Kreuz halt irgenwas an, Ryan.“


Der Officer der meinen Koffer kontrollieren sollte: „Was haben Sie denn an Essen dabei?“

„Nur Haribo.“

„Karibu? (Ein Tier)“

„Nein, Haribo! Gummibärchen!“

„Achso. Haben Sie Fleisch dabei?“

„Nein, nur Haribo...“

Und so kam meine illegal eingeschmuggelte Mini-Orchidee ganz einfach mit in die USA. Ich sollte mal irgendwas schmuggeln mit dem man Geld verdient.


Als ich dann auf den Hotelbus wartete wurde ich auch gleich angesprochen: „Keine Sorge, ich bin kein weirdo. Ich wollte nur mal fragen: wo kommen Sie denn her?“

„Ach, mein Urgroßvater war auch Deutscher! Wir sind von Colorado vor 13 Monaten hier her gezogen, ich arbeite bei der Bahn als Mechaniker.“

„Ach, Sie studieren? Mein Sohn auch; geht ans öffentliche College.“

„You gonna do great, sweetheart!“

Keine Ahnung ob er nun ein weirdo war, oder...


Das Hotel war ein Traum. Zwei riesige Betten, acht Kissen und genau so viele Handtücher...und Klimaanlage. Für die ich tatsächlich 3 min gebraucht habe, um den Schalter zum Runterstellen zu finden, ansonsten wäre ich nämlich am nächsten Morgen eine Eisleiche geworden. Genauso lange habe ich dann in der Dusche gebraucht um herauszufinden wie man das Wasser heiß bekommt und es dazu bringt, oben aus dem Duschkopf zu kommen. Am Ende habe ich den Finger von unten in den Wasserstrahl gesteckt und irgendwas komisches nach oben gedrückt. Hat funktioniert. War aber bestimmt nicht so gedacht.

Um 4 Uhr gab‘s dann Frühstück: Man konnte sich Waffeln selber machen, aus Kaffeestückchen und Cornflakes auswählen und das Sahnehäubchen: alles davon auf Papptellern und mit Plastikgeschirr.

Frühstück mit Stil halt.


10min später habe ich mich auch gleich wieder als Ausländer geoutet: ich habe dem Shuttle-Fahrer keinen Trinkgeld gegeben. Gut, dass es zumindest die beiden Amerikanerinnen gemacht haben. Und jetzt weiß ich zwar, dass man Trinkgeld geben soll, aber immer noch nicht wie viel.


Von Providence ginge es dann weiter nach Chicago. Mein Entdeckung dort: in Amerika sind die Wartesitze und auch die Rollstühle mit denen man zum Flugzeug gefahren werden kann viel größer als normal!

Als ich damals mit meiner Schiene auf den Philippinen mit dem Rollstuhl gefahren werden musste, habe ich mit dem Po in diesem Ding festgesteckt! Und in den Aufzug haben wir auch fast nicht gepasst. Aber gut, man kann auch nicht alles haben.

Zumindest konnte ich den Luxus dieses Mal genießen, denn mein Flug hatte wieder eine Stunde Verspätung. Im Gegensatz zu Deutschland wird man in Amerika aber auf dem Laufenden gehalten, ob die Mechaniker das Flugzeug nach dem letzten Gewitter wieder hinbekommen haben oder nicht...und ich muss anmerken, dass Amerikaner in Flugzeugen unglaublich leise sind! Sehr angenehm...


Meine zukünftige Mitbewohnerin Amy, die treue Seele, hat auch tatsächlich über eine Stunde am Flughafen auf mich gewartet, weil sie meine Verspätungs-SMS nicht bekommen hatte, denn irgendwie funktioniert mein deutscher Anbieter hier nicht - trotz gegensätzlicher Aussagen.

In ihrem Uralt-Honda sind wir dann über den Highway zu meinem Apartment geklappert, wo dann auch schon die Vermieterin Deborah auf mich gewartet hat: Bei den Tassen immer darauf achten, dass sie mikrowellengeeignet sind, den Toiletten-Spülkasten beim Spülen auch ja immer komplett leeren, die Türen immer abschließen und im Dunkeln nicht mehr alleine rumlaufen. Zum „sketchy 7-11“ nur, wenn es noch hell ist. Die Kellerwohnung ist legal, weil im Falle eines Feuers der Feuerwehrmann durchs Schlafzimmerfenster reinkommen kann und ich keinen Herd habe. Der würde das Ganze nämlich wieder illegal machen...

Die Namen von der Familie oben drüber habe ich allerdings schon wieder vergessen, das war dann zuviel Information für mein verschlafenes Hirn...


Bis zum 27. August bin ich jetzt hier, bis mein eigentliches Zimmer ein paar Blocks weiter frei wird. Rosemary, die hier eigentlich wohnt, ist diese Zeit über unterwegs. Jetzt kann ich theoretisch die Ruhe genießen, wenn es mit Mitbewohnern nicht einfacher wäre, sich hier zurechtzufinden...

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