Wie gehe ich mit enttäuschten Erwartungen um? Wenn ich ein Einzel- oder Zweibettzimmer erwartet habe, stattdessen aber in ein 14 Bett-Schlafsaal gesteckt werde. Wenn ich einen effizienten, strukturierten Tag erwarte, aber sich alles spontan und ineffizient eher ergibt als nach einem Plan zu laufen. Kann man sich drüber ärgern, ist ja immerhin meine Lebenszeit, mein Engagement, das hier verschwendet wird. Und sowieso, ich habe doch ein besseres Zimmer verdient, wenn ich 8 Wochen hier bin. Diese Gedanken gingen mir in der ersten Woche viel durch den Kopf.
Aber verschwendet ist meine Zeit nur, wenn ich nichts davon lerne und nicht daran wachse.
Kann ich anderen Menschen dienen, auch wenn sie mich nicht so behandeln, wie ich finde dass es richtig wäre? Kann ich in ungünstigen Wohnsituationen trotzdem fröhlich und dankbar sein? Kann ich mit meiner Lebenszeit großzügig umgehen? Kontrolle angstfrei abgeben und sie nicht wieder an mich reißen?
Oft denken wir an die Fähigkeiten und das Wissen, die wir erlangen wollen. Und die wir auch brauchen, um in unserem nächsten Job gut zu sein und uns hocharbeiten zu können. Um das zu tun, wofür wir eine Vision haben. Aber Gott vergisst darüber nicht unseren Charakter, unsere Einstellungen, Weltanschauung und Herzenshaltung. Was wir tun entspringt nicht nur unserem Wissen und Fähigkeiten sondern auch unserem Herzen. Nur logisch, dass Gott deswegen auch immer an beidem arbeitet. Bei ihm gibt es nur das Gesamtpaket. Und wenn es nach ihm geht, ist unsere Herzenshaltung immer am wichtigsten. Unsere Schwächen und mangelndes Wissen kann er einfach ausgleichen, aber unsere ungesunden Denkweisen sind ein viel größeres Projekt, dessen Schadensbegrenzung viel schwieriger ist.
Gut, dass Gott an unserem Herzen arbeitet und in unseren Umständen wirkt ohne unsere Zustimmung einzuholen! Ich hätte meine Wohnsituation ganz sicher anders geplant - und lieber nichts gelernt!
Aber zum Abschluss sollte ich anmerken, dass ich nach zwei Wochen tatsächlich in ein Einzelzimmer umziehen konnte!
